Xinxii veranstaltet gerade eine Blogparade zur Covergestaltung. Es geht dabei um die Entstehungsgeschichte, die hinter dem eigenen Buchcover steht. Beim Cover zu „Der Zeit-Zwirbel-Effekt und seine Knöpfchendrücker“ ist das tatsächlich eine sehr lange Entstehungsgeschichte, passend zum langen Titel. Also mach ich doch gleich mal mit!
Zu Beginn sollte ich jedoch erwähnen, dass der folgende Weg zur Covergestaltung nicht unbedingt zur Nachahmung empfohlen ist. Denn im Nachhinein betrachtet, hätte ich mir sehr, sehr viel Arbeit ersparen können, wenn ich nicht unbedingt das Cover hätte malen wollen. Aber genau wie die Geschichten in meinem Buch, hat auch das Cover mehrere Versionen hinter sich (tatsächlich genauso viele) und ist zusammen mit den Geschichten … gereift.
Aber lest und seht selbst:
Version 1 – Das Gemälde
Als ich noch mit der Planung meines Buches beschäftigt war, geisterten bereits die ersten Ideen in meinem Kopf umher. Ich wollte ursprünglich eine Szene aus einer der Geschichten zeichnen und anschließend in Photoshop nachbearbeiten. Doch während sich die Verknüpfungen der einzelnen Kurzgeschichten in meinen wirren Gedanken verdichteten, kam mir plötzlich die Idee zu meinem Titel und kurz darauf auch die Idee, ein Element in das Cover einzusetzen, das alle Geschichten repräsentiert. Der Druck auf ein Knöpfchen.
Die Idee war geboren. Ein roter Knopf, eine grünliche Alienhand, die im Begriff ist, den Knopf zu drücken und als Hintergrund ein bunter Wirbel. Es sollte mal etwas anderes sein. Ein bisschen trashig vielleicht und vor allem bunt! (Blöde Idee)
Da ich schon lange keinen Pinsel mehr angerührt hatte, obwohl ich eigentlich gerne male, entschied ich mich, das Cover zunächst als Gemälde anzufertigen und anschließend abzufotografieren. Und weil ich Lust hatte, gleich zwei Leinwände für das Bild zu verbraten, klebte ich eine kleine quadratische Leinwand auf eine große, nagelte gleich noch einen Rahmen dran, den ich aus ein paar Holzleisten der Verpackung unserer neuen Waschmaschine entnahm und formte mit Kosmetiktüchern und Mehlkleister eine Art dreidimensionale Vorlage für das spätere Bild. Was ich mir dabei gedacht hatte, weiß ich nicht mehr so wirklich. Ich hatte mal ein Gemälde angefertigt, bei dem ich den Rand mit Mehlkleister und Kosmetiktüchern beklebt hatte. Das sieht wirklich gut aus, wie ich finde. Beweisstück A:
Aber zurück zum Cover. Ein Blinder könnte über das Bild streichen und vielleicht erkennen, was darauf abgebildet ist. Aber da das Gemälde in zwei Metern Höhe über meinem Schreibtisch hängt und ich auch keine dermaßen stark sehbehinderten Freunde habe, für die das eventuell ne tolle Sache wäre, war es eigentlich unnötig. Und nicht nur das. Es war extrem hinderlich.
Ich pinselte also drauf los. Mit Acrylfarbe – massenweise Acrylfarbe. Die vorgeformten Stellen erwiesen sich vor allem für den Wirbel als ziemlich unpraktisch. Das Knöpfchen war krumm und buckelig und es sah fürchterlich aus. Also schnitt ich ein Stück Pappe in Knopfform aus, klebte es drauf und malte den Knopf noch mal von vorne. Nach etlichen Stunden der Pinselei war ich dann irgendwann zufrieden mit meinem Ergebnis. Ein schönes Bild, dachte ich mir, fotografierte es ab und hängte es mir an die Wand, wo es seitdem mein Zimmer schmückt. Beweisstück B (ja, es hängt schief):
Nur leider sah es auf den Fotos nicht mal halb so gut aus.
Photoshop wird’s richten, redete ich mir ein, lud es hoch, korrigierte ein bisschen an den Farben herum, erstellte einen Titel und musste verzweifelt feststellen: Das Motiv sitzt zu mittig und ist viel zu klein. F…ck!!! Beweisstück C:
Version 2 – Photoshop muss so einiges richten
Also begann ich mit der richtigen Nachbearbeitung. Ich rückte das Bild zurecht, vergrößerte Knöpfchen und Alienhand, und stellte fest: Das sieht immer noch nix aus. Vor allem der Knopf wirkte extrem deformiert und gefiel mir gar nicht mehr. Beweisstück D:
Version 3 – Leb wohl Gemälde!
Ich verabschiedete mich von der Idee, dass mein Gemälde in seiner gesamten Pracht auf dem Cover erschien. Es folgten Stunden penibler Kleinarbeit am Hauptmotiv – dem Knöpfchen. Aus dem deformierten roten Knopf, den ich zuvor auf ein Stück Pappe gemalt hatte, wurde mit diversen Zeichenwerkzeugen ein strahlender roter Knopf, auf den ich am Ende richtig stolz war. Nur passte er jetzt überhaupt nicht mehr zum Rest des Bildes. Also musste ich da auch noch mal ran. Ich bearbeitete die Hand, knallte ein paar Effekte auf den Hintergrund und fertig war das quietschbunte Cover. Beweisstück E:
Damit war ich erstmal zufrieden. Erstmal. Mir war bewusst, dass es ziemlich trashig aussah, aber ich war einigermaßen überzeugt, es würde den Humor der Geschichten unterstreichen. Während die Korrektur des Buchs in den letzten Zügen lag, kamen mir allerdings Zweifel – zum Glück. Will ich wirklich auf diese Weise aus der breiten Masse an Büchern hervorstechen? Als winziges Schwarzweiß-Bild, wie man es auf dem Kindle sehen würde, verlor es übrigens gänzlich seine Wirkung. Beweisstück F:
Außerdem kam mir der Gedanke: Irgendwie sieht es wie das Cover eines Kinderbuches aus. Dazu noch der absurde Titel und fertig ist das Missverständnis. Nein, es ist kein Kinderbuch. Elf Kurzgeschichten, die vor Sarkasmus nur so strotzen, in denen die Protagonisten – ich sage es mal vorsichtig – nicht unbedingt eine Vorbildfunktion erfüllen und der moralische Kontext (sofern einer existiert) durch Hohn und Spott überlagert wird? Nein, es ist kein Kinderbuch. Das Buch war so gut wie fertig. Ich arbeitete gerade an der letzten Fassung, hatte schon eine Facebookseite gegründet und musste zu meinem Bedauern zugeben: Das Cover passt nicht zum Buch.
Version 4 – Erwachsen werden
So nahm ich das Einzige, was mir am Cover wirklich zusagte – das Knöpfchen – und setzte es in einen schwarzen Hintergrund. … Langweilig. Ich wollte wieder einen Wirbel dahinter setzen, starrte nachdenklich auf den Titel und dachte mir: „Liebe Dany, es heißt Zeit-Zwirbel und nicht Zeit-Wirbel.“ Es musste etwas anderes her. Kein Problem. Mit den Effekten und Möglichkeiten von Photoshop herumzuspielen, fand ich schon immer äußerst amüsant. Und so gestaltete ich in wenigen Stunden den jetzigen Hintergrund.
Rotes Knöpfchen wieder drauf, Titel dazu (aber diesmal in schlichtem Weiß) und fertig. Fertig? Nicht ganz. Das Cover wirkte jetzt nämlich zu ernst. Den Titel wieder zu verbiegen, wie in der alten Fassung, sah nichts aus. Es gab ja keinen Wirbel mehr, an dem er sich orientieren konnte. Außerdem gefiel mir die Schriftart nicht mehr. Tatsächlich fand ich vom selben Schriftartdesigner Ray Larabie eine andere Schrift, die mir besser gefiel. Trotzdem konnte ich den Titel nicht einfach gerade in die Mitte setzen. Ein bisschen Humor sollte ja trotzdem rüber kommen. Also versetzte ich die Schrift ein bisschen, probierte diverse Varianten, schickte sie an meine persönliche Expertenrunde (bestehend aus Freunden und Familie), sammelte Meinungen und entschied mich schließlich für eine Version. Beweisstück G:
Version 5 – ein bisschen mehr Farbe gefällig?
Irgendetwas fehlte noch. Der rote Knopf wirkte so aufgesetzt zwischen dem ganzen farblosen Drumherum. Ich experimentierte ein bisschen mit dem Hintergrund in verschiedenen Farben und befragte wieder meine Expertenrunde. Doch das war denen schon wieder zu viel. Beweisstücke H-J:
Hmmm. Ich fand es etwas farbiger aber eigentlich gar nicht so übel. Doch der Expertenrat hatte gesprochen und wenn ich ihn einfach ignorieren würde, warum habe ich ihn dann überhaupt befragt?
Version 6 – Endlich fertig
Es war nicht mehr viel, was ich änderte, aber es machte extrem viel aus. Ich verknüpfte eines der bunten Cover aus Version 5 mit Version 4, sodass nur eine kleine farbige Stelle rund um den Knopf übrig blieb und … tadaa! Beweisstück K (das fertige Cover):
Nach so langer Zeit hatte ich endlich ein Cover, mit dem ich rundum zufrieden war. Für die Zukunft weiß ich jedenfalls, dass ich für ein Buchcover kein Gemälde mehr anfertigen werde. Denn von dem ursprünglichen Bild ist eigentlich nichts mehr übrig. Selbst das Knöpfchen ist durch die Nachbearbeitung zu einer reinen Photoshopbastelei geworden. Da mir das Gestalten des Covers aber so viel Spaß macht, würde ich wohl trotzdem niemand anderen damit beauftragen – es sei denn ich hätte keine Zeit. Und da ich jetzt gerade wieder die Möglichkeiten der Bildbearbeitung für mich entdecke, mich mit Tutorials weiterbilden kann und das Cover bislang recht gut angekommen ist, werde ich mir mein kleines Hobby bestimmt nicht nehmen lassen. Außerdem spart es mir Geld. ;-)
Und wer jetzt neugierig geworden ist und mein Buch gerne Lesen möchte, der kann es auf Amazon als E-Book oder Print erwerben.
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Kommentare 5
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Vielen Dank für die lieben Kommentare! Freut mich, dass Cover und Beitrag so gut ankommen. :-)
Toller Beitrag, tolle Cover! Danke fürs Mitmachen bei unserer Blogparade! Liebe Grüsse vom XinXii-Team
Hallo Daniela,
also ich finde beide Cover erstklassig, auch die erste Version in ihrer finalen Ausführung. Aber am allerbesten gefällt mir noch das Alien im Video. Wow, schreiben, malen, Coverdesign, Filme mit Stop-Motion-Aliens machen, Comedy fürs Fernsehen schreiben – du bist echt ein Multitalent.
Hi liebe Dany, schon das Lesen deiner Beschreibung hat mich zum Schmunzeln gebracht und das Ergebnis deiner Cover Odyssey kann sich sehen lassen…..sehr schön geworden, vor allem das „schiefe Bild“ mag ich sehr.
LG Marietta