# 3 – Vertragsabschlüsse mit langsamen Universen

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Nun zur dritten Artikelidee aus dem Xinxii-Blog:

»Erzähle die Entstehungsgeschichte von Deinem (letzten) E-Book: Wann und wie entstand die Idee? Hast Du dann sofort begonnen, zu schreiben? Wie ist die Zeitspanne (Idee bis Veröffentlichung)? Wie und wo hast Du recherchiert? Hattest Du die „fertige“ Geschichte von Anfang an im Kopf?«

Mein letztes E-Book – wenn man vom Stand der veröffentlichten Bücher ausgeht, wäre es »Im Turm des Panopticons« – hatte ich bereits in meinen Artikeln über »Ich schreib dann mal ein Buch« hinreichend erläutert, daher muss ich wohl auf das zurückgreifen, was ich derzeit bearbeite. Hier lief es ohnehin etwas anders.

wurmloch in truhe2In meinem ersten Artikel dieser Reihe hatte ich ja erwähnt, dass ich zur Ideenfindung das Tor zu einer anderen Dimension nutze, das sich in meiner Holztruhe neben dem Bett befindet (siehe Bild). In einem, sagen wir mal, kritischen Moment einer meiner Reisen traf ich auf die etwas überdrehte Kiki Blu, die mir von ihren haarsträubenden Abenteuern erzählte (ob das alles so stimmt, wage ich ja zu bezweifeln) und mir anbot, ihre Tagebücher für eine Veröffentlichung zu überlassen, wenn ich ihr im Gegenzug Kaffee aus meinem Universum mitbringe. Das schien mir fair. Bisschen Kaffee für einen kompletten Roman – das ist so in etwa die übliche Autorenvergütung. Also besorgte ich zehn Kilo Filterkaffee vom Discounter (dürfte etwa 50% vom zu erwartenden Gewinn ausmachen) und warf sie in das »Tor in eine fremde Dimension« – von mir auch liebevoll »Tief-D« genannt.

Das ist inzwischen schon über drei Jahre her – für mich zumindest. Denn wie ich feststellen musste, verläuft die Zeit in deren Universum deutlich langsamer als hier, und so vergehen zwischen meinen Besuchen für die Herrschaften auf der anderen Seite immer nur ein paar Sekunden. Das führte aber leider auch dazu, dass es aus meiner Sicht eine halbe Ewigkeit dauerte, bis Kiki ihre Tagebücher von ihrem telePhone auf meinen USB-Stick gezogen und den Vertrag für die Veröffentlichungsrechte unterschrieben hatte.

Dass in meinem eigenen Universum die Zeit nicht davonrast, während ich unterwegs bin, (für diejenigen, die es mit Logik haben und sich nun fragen, warum ich nicht in einer weit entfernten Zukunft herauskomme, wenn ich zurückkehre) liegt an der Tatsache, dass ich nach meinen Unternehmungen in langsam ablaufenden Universen (da gibt es noch ein paar andere), einen kurzen Abstecher in eine Dimension mache, bei der die Zeit in rasendem Tempo rückwärts verläuft. Zwei Sekunden in diesem Universum – und ich kann wieder zurück in meine eigene Welt. Eine universumsfixierte Uhr ist dabei ganz hilfreich, nur so als Tipp, falls einer von euch auch mal so eine Reise unternehmen möchte. Aber nicht mit meinem Tief-D. Das ist privat. Besorgt euch eine eigene Truhe!

Jetzt könnte man ja einfach sagen: Geh hin, lass den Vertrag unterschreiben, nimm es mit ins Rückwärtsuniversum und dann hast du es in der Tasche. Mit den Daten ist das ja kein Problem. Die habe ich ja schon seit drei Jahren hier rumfliegen. Aber der Vertrag ist da schon eine andere Sache. Der wird nämlich erst rechtskräftig, wenn Kiki quasi in Echtzeit den Vertrag unterschrieben hat. Man stelle sich das wie folgt vor: Mein Tief-D – wenn ich dort wie in ein Fenster hineinschauen könnte – würde mir derzeit eine Kiki zeigen, die im kaum wahrnehmbaren Zeitlupentempo (so wie das Wachstum von Pflanzen) ihren, zum Glück sehr kurzen Namen auf einen Zettel schreibt. Derzeit ist sie wohl beim »L«. Kann sich also nur noch um Monate handeln, bis der Vertrag rechtskräftig ist und ich ihre Tagebücher endlich veröffentlichen kann.

Wie dieses Kennenlernen genau stattfand, werde ich dann irgendwann noch in einer spannenden kleinen Kurzgeschichte darlegen. Aber dieser Artikel hier soll ja nicht spannend sein, sondern informativ und lehrreich für angehende Autoren. Jeglicher Wahrheitsgehalt dieses dokumentarischen Beitrags ist natürlich rein spekulativ und dem Interpretationsvermögen des Lesers unterworfen.

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