„Captain Decker! Der Hyperogluxbeschleuniger passt nicht in den Holoquantentransponder!“, rief Commander Krabotzki bestürzt.
„Was? Das ist unmöglich! Versuchen Sie den Quantumdunster als Zwischenstück und befestigen Sie den Ionenfranser am Ende des Wextunadyx. Das müsste funktionieren.“
Commander Krabotzki folgte den Anweisungen des Captains und steckte die einzelnen Komponenten ineinander. Sie passten. Doch sobald er sie losließ, fiel alles auseinander. Krabotzki wischte sich den Angstschweiß von der Stirn. Ihr Überleben hing davon ab, diese Teile miteinander zu verbinden.
„Aber Captain! Es hält nicht zusammen.“ Captain Decker und Commander Krabotzki blickten sich sorgenvoll in die Augen. „Was sollen wir jetzt machen?“
„Versuchen Sie es mit Draht zu befestigen“, sagte der Captain bestimmt.
„Wir haben keinen Draht mehr. Die letzten Reste stecken im Actipluskondensator.“
„Dann sind wir verloren.“
Die beiden Astronauten seufzten – jeglicher Hoffnung beraubt. Ohne einen funktionstüchtigen Antrieb war ihr Schicksal besiegelt. Sie saßen auf der lebensfeindlichen Oberfläche des Planeten Krux fest und langsam aber sicher ging ihnen der Sauerstoff aus. Doch das war nicht ihr einziges Problem. Von außerhalb des Raumschiffes drangen bereits die rhythmischen Klänge der Außerirdischen an ihre Ohren. Sie kamen immer näher. Und ihre einzige Absicht bestand darin, die beiden glücklosen Weltraumfahrer zu ermorden.
„Nein!“, rief Commander Krabotzki entschlossen. „Wir werden nicht auf diesem Drecksplaneten verrotten! Wir werden das schaffen! Ich brauche nur Etwas um die Einzelteile des Antriebs miteinander zu verbinden. Irgendetwas muss es doch geben!“
Krabotzki und Decker sahen sich aufmerksam im Kommandodeck um.
„Klebeband!“, rief Captain Decker entzückt. „Hier.“ Er griff sich die Rolle Klebeband und warf sie gekonnt seinem Commander zu.
„Wird das halten?“
„Es ist unsere einzige Chance.“
Commander Krabotzki nickte entschieden und begann die Bestandteile des Antriebes mit Klebeband zu befestigen. Es war nicht schön, aber es sollte halten. Sie nickten sich angespannt zu.
„Beten Sie, dass es funktioniert, Commander.“ Captain Decker legte den Schalter um und plötzlich erstrahlten auf dem Kommandodeck sämtliche Lichter. Sie hatten es geschafft. „JA!“ Jubelgeschrei drang aus dem Raumschiff in die unbewohnbaren Weiten des Planeten Krux. Und sie blieben nicht ungehört.
„Ich werde versuchen den Kontakt zur Erde herzustellen“, sagte Decker und setzte sich das Headset auf. „Hier spricht Captain Decker vom Raumschiff Trinitus. Wir haben den Antrieb repariert und werden nun den Start einleiten. Aber wir haben ein Problem mit unserem Sauerstoff. Bitte um Anweisungen. Ende.“ Er lauschte gespannt, doch auf eine Antwort warteten sie vergebens. Commander Krabotzki starrte ihn hilflos an. „Das gibt es doch nicht!“ Verärgert warf der Captain das Headset auf den Boden und prüfte wortlos seine Geräte.
„Je länger wir hier verweilen, desto weniger Sauerstoff bleibt uns für die Heimreise, Captain. Wir müssen sofort starten!“
Doch der Captain starrte nur entsetzt auf die Sauerstoffanzeige.
„Oh mein Gott.“
„Captain? Was ist los?“
„Wir verlieren Sauerstoff, Krabotzki. Irgendwo muss ein Leck in der Außenhülle sein.“
Sie blickten sich hektisch um.
„Da!“, schrie Krabotzki und zeigte auf ein winziges Loch in der Wand. Er drehte sich zum Captain um. „Klebeband?“
„Klebeband.“ Krabotzki zückte die Rolle Klebeband und verklebte das Loch.
„Jetzt aber nichts wie weg hier.“ Der Captain startete die Maschinen. „Möge Gott uns gnädig sein.“ Doch es passierte nichts. „NEIN!“, schrie er zornig.
„Captain! Das Klebeband hält nicht. Wir werden es nie nach Hause schaffen!“
„Setzen Sie die Sauerstoffmaske auf, Krabotzki“, grummelte der Captain streng.
„Aber Captain! Wir haben nur noch eine übrig.“
„Das war ein Befehl! Wenigstens einer von uns muss überleben.“ Plötzlich wummerte das gesamte Raumschiff durch die immer lauter werdenden Bässe der nahenden Außerirdischen. Krabotzki setzte widerwillig die Sauerstoffmaske auf und blickte seinem Captain unglücklich in die Augen.
„Es war mir eine Ehre unter Ihnen dienen zu dürfen, Captain.“
„Die Ehre ist ganz auf meiner Seite.“
Und dann öffnete sich plötzlich die Luke und das grässlichste Wesen, das je das Licht der Welt erblickte, steckte seinen Kopf ins Kommandodeck und stierte die beiden Astronauten unheilvoll an. Grüner Schleim tropfte dem Wesen vom Gesicht und dicke Gläser umrandeten die hervorquellenden riesigen Augen des Ungeheuers. Silbrig schimmernde Strähnen schienen dem außerirdischen Wesen aus dem Kopf zu wachsen und standen wie kleine Antennen von der Kopfhaut ab.
Captain Decker und Commander Krabotzki schrieen entsetzt auf. Sie hatten noch nie etwas derart Widerwärtiges und Boshaftes gesehen. Die langen roten Krallen schnellten in das Raumschiff hinein und griffen gierig nach dem Equinoflux. Commander und Captain sahen sich verängstigt in die Augen. Ihr Todesurteil war besiegelt.
Voller Zorn blitzten die Augen des Außerirdischen auf und fixierten Captain Decker.
„Harald!“, schrie das Wesen. „Wie oft hab ich dir schon gesagt, dass du meine Küchengeräte nicht für deine Weltraumspielchen benutzen sollst! Ihr wickelt jetzt sofort das Klebeband von meinem Toaster und stellt alles dorthin zurück, wo ihr es hergenommen habt! Ist das klar? … In zehn Minuten gibt es Mittagessen.“ Sie klemmte sich den Mixer unter den Arm und kletterte die Leiter des Baumhauses herunter. Harald Decker und Klaus Krabotzki blickten sich beschämt an, während vom Garten her die zornige Stimme von Haralds Mutter erschallte: „JULIA! Stell endlich diese fürchterliche Technomusik ab! Das Gewummer hält doch kein Mensch aus!“
© Daniela Rohr 2009