Ich schreib dann mal ein Buch

danySchreibtipps 2 Comments

Aller Anfang ist schwer, das, was danach kommt, sowieso und gegen Ende wird es erst recht kompliziert.

Dies hier wird eine Reihe von etwa 23 Blogbeiträgen darüber, wie man ein Buch schreibt und in Eigenregie veröffentlicht.
Das dürfte vor allem für Autoren und solche, die es gerne werden wollen, interessant sein. Aber auch alle anderen, die gerne wissen möchten, wie meine Bücher entstehen und welche Arbeit dahinter steckt, sind herzlich willkommen.

Ich maße mir nicht an, diese Reihe als Ratgeber zu deklarieren. Ich möchte lediglich meine Erfahrungen, meine Arbeitsweise und mein angeeignetes Know-how an euch weitergeben. Vielleicht hilft es dem ein oder anderen angehenden Autor. Vielleicht entdeckt ihr in einem meiner Beiträge einen Aspekt, von dem ihr denkt: Oh, das könnte ich mal probieren. Oder ihr habt an einer Stelle einen Weg gefunden, der viel besser ist als meiner. Ich bin glücklich, wenn ich jemandem helfen kann, aber auch, wenn man mir neue Wege aufzeigt. Außerdem brauche ich neuen Stoff, um meinen Blog zu füllen. ;-)

Kommentare sind übrigens ausdrücklich erwünscht. Schließlich habe ich nicht die Weisheit mit Löffeln gefressen und meine Herangehensweise ist vermutlich auch nicht jedermanns Sache. Denn ich plane sehr viel. Teilt eure Erfahrungen mit mir! Ich freu mich darauf.

Noch kurz zum Aufbau, bevor ich mit dem ersten Teil loslege. Geplant sind, wie oben bereits erwähnt, 23 Beiträge. Darin werde ich jeden Arbeitsschritt behandeln: von der Idee, der Vorarbeit, dem Schreiben, dem Korrigieren, bis hin zur Veröffentlichung als E-Book und Print. Und natürlich werde ich auch meine Erfahrungen zum Thema Marketing mit euch teilen.

Ende jeder Woche erscheint – so die Zeit es erlaubt – ein neuer Teil. Angefangen mit heute …

Teil 1 – Ideenfindung

Ich schreibe explizit Ideenfindung, denn es geht mir um den aktiven Prozess und nicht um die Sorte von Ideen, die einem einfach zufliegen – diese mystische Inspiration, die nicht zu erklären ist. Ja, die gibt es. Unter diesem Phänomen der Idee, die sich plötzlich aufdrängt und aufgeschrieben werden will, egal, ob man gerade was zum Schreiben parat hat oder nicht, leide ich auch. Übrigens: Kaum eine davon erblickte jemals das Licht der Welt in Form einer Geschichte. Soviel zum Mysterium.

Meine Bücher „Der Zeit-Zwirbel-Effekt und seine Knöpfchendrücker“ und „Im Turm des Panopticons“ entstanden beide mithilfe aktiver Ideensuche. Hat den Vorteil, dass man nicht ewig auf den Kuss der Muse warten muss. Wie ich das mache, werde ich einfach anhand meiner Bücher erklären. Geht doch nichts über Beispiele …

Beispiel 1: „Im Turm des Panopticons“

„Im Turm des Panopticons“ entstand in sehr kurzer Zeit. Eigentlich schrieb ich gerade an einem anderen Buch, das ich noch vor Weihnachten veröffentlichen wollte. (Bringt übrigens gar nichts für die Verkaufszahlen, dieses „kurz vor Weihnachten veröffentlichen“, da sich viele Autoren das ebenfalls vornehmen. Die Konkurrenz ist dann dementsprechend groß.)

Jedenfalls stellte ich beim Schreiben der ersten Seiten fest, dass mein Buch zu lang werden würde, um meinen festgesteckten Termin einzuhalten. Das war etwa Mitte Oktober. Ich hatte also zwei Möglichkeiten: Den Termin verschieben oder etwas Neues anfangen. Etwas, das unter hundert Seiten hat. Angepeilt war eine Novelle von 50-60 Seiten. Es wurden über 90, aber dazu mehr in einem späteren Teil.

Ich entschied mich, ein neues Buch anzufangen, vorausgesetzt, ich finde eine Idee, die ich in eine kurze Geschichte verpacken kann. Also begann ich damit, meine Ideensammlung zu durchforsten. Das ist bei mir eine Datei voller Stichpunkte, kurzer Inhaltsangaben oder einzelner Wörter, die ich einst für interessant befunden hatte. Vieles davon besteht aus den berüchtigten Ideen, die einem so zufliegen. Fündig wurde ich mal wieder nicht.

Ich musste mir etwas komplett Neues überlegen. Meine Vorgabe für die Idee war: Das aktuelle Thema Überwachung sollte darin vorkommen. Es sollte Science-Fiction werden. Es sollte 50 Seiten füllen können. Es sollte nicht zu lang werden. Derlei Vorgaben sind praktisch, um schon mal eine ungefähre Richtung zu haben. Denn wenn ich nicht weiß, was ich suche, kann ich auch nichts finden.

Überwachungsstaat war definitiv ein hilfreicher Anfang. Ich durchforstete das Internet und stieß in einem Artikel von Spiegel Online auf das Wort „Panopticon“, das im Zusammenhang mit dem NSA-Skandal verwendet wurde. Vom Kontext her hatte ich eine ungefähre Ahnung, was der Autor des Textes meinte. Aber ich gebe zu: Das Wort war mir nicht geläufig. Ich kannte nur das Panoptikum. Also googelte ich.
Neben Wikipediaartikel und diverser anderer Seiten, fand ich vor allem die Fotos diverser Panopticons (Panopticen, Panopticonsen … k.A.) sehr inspirierend. Und das spornte meine Phantasie an.

Ein Gefängnis, in dem man unter ständiger Beobachtung steht. Ein kreisrunder Raum und ein Turm in der Mitte, in der ein Wärter sitzt. Interessanterweise empfand ich die Position des Wärters als den unangenehmsten Platz im ganzen Gebäude.

Und schon war der Grundtenor für meine Geschichte gelegt. Der Protagonist sollte im Zentrum des Panopticons sein. Der einsame Posten führte zur Überlegung völliger Isolation, die nur gegeben wäre, wenn der Wärter nicht nach Feierabend nach Hause gehen kann. Lösung: Weltraum. Genre Science-Fiction war damit ebenfalls abgedeckt.

Die Idee erblickte das Licht der Welt.

Beispiel 2: „Der Zeit-Zwirbel-Effekt und seine Knöpfchendrücker“

Bei „Der Zeit-Zwirbel-Effekt und seine Knöpfchendrücker“ war es etwas komplizierter. Wieder hatte ich eine selbstgesteckte Vorgabe. Ich wollte eine Kurzgeschichtensammlung schreiben. Fertige Geschichten hatte ich genügend auf Vorrat, um ein ganzes Buch zu füllen. Doch sie unterschieden sich so sehr, – sie teilten sich nicht einmal dasselbe Genre – dass ich mich dagegen entschied, alte Kisten aufzumöbeln.

Dennoch fand ich ein paar Geschichten, die ich gerne verwenden wollte. Zwei davon („Die Fettnäpfchenskala“ und „Verfrühter Kondolenzbesuch“) sind im Buch gelandet. Allerdings befanden sich beide noch im Entwurf – waren also längst nicht fertig. Eine der Geschichten sollte ursprünglich ein Kapitel aus einer Romanreihe werden, die ich noch zu schreiben gedenke. Diese Reihe und all die Ideen, die ich dafür schon gesammelt hatte, halfen mir enorm. Ich entschied, mich an dem bereits gut ausgebauten Universum zu bedienen, das ich geschaffen hatte.

Und das brachte mich auf die Idee, nicht nur alles im selben Universum anzusiedeln, sondern auch die Geschichten miteinander zu verbinden. Sie sollten in irgendeiner Form aufeinander aufbauen. Sie sollten Gemeinsamkeiten haben – wie das ja häufig bei Anthologien der Fall ist. Da gib es meist ein übergeordnetes Thema.

Doch das reichte mir nicht. Ich wollte keine simple Aneinanderreihung, sondern Geschichten, die einen direkten Bezug zueinander haben. Zwölf erschien mir eine gute Zahl. Zwölf Geschichten sollten es werden. Brauchte ich also noch zehn Ideen. (Eine Geschichte strich ich später wieder heraus … nur so als Info, um das Fragezeichen von Leuten zu lüften, die mein Buch schon gelesen haben)

Jetzt war mir meine geplante Romanreihe wieder enorm hilfreich, aus der ich mich ausgiebig bediente. Kreaturen wie die Marsechsen entstanden einst aus einem Titel, in dem ich das Wort sechs unterbringen wollte. Der unmögliche Würfel begegnete mir auf einem Bild, als ich Paradoxien recherchierte. Das zusammenfaltbare Raumschiff hatte ich in einem Autowerbespot gesehen (da war es halt ein Auto).

Also wieder nichts zugeflogen. Inspiration ist das Stichwort. Allerdings war es mein Vorteil, dass ich bereits seit Jahren Ideen für dieses Universum sammle und sofort aufschreibe. Dadurch, dass ich sie gleich in eine Handlung einbinde, besitzen diese Einfälle einen Mehrwert, der meinen anderen Geistesblitzen aus der Ideensammlungsdatei fehlt. Auch beim Sammeln von Ideen ist es daher sinnvoll, diese zu strukturieren und einem Buch in Planung zuzuordnen.

Fazit

Abschließend betrachtet steht für mich fest, dass gute und brauchbare Ideen nicht zufliegen. Mir zumindest nicht. Sie entstehen durch Inspiration von Außen. Durch Menschen in der Umgebung, durch Bücher, durch Filme, durch Zeitungsartikel, Bilder, Musik, Computerspiele oder auch Werbespots. Diese Aufzählung könnte ich ewig weiterführen. Manchmal ist es nur ein Wort, das die Idee beflügelt. Aber das Wort muss erstmal gefunden werden.

Eine gute Idee macht allerdings noch kein gutes Buch. Erst muss daraus eine Handlung entstehen. Dazu dann aber nächste Woche.

Kommentare 2

  1. Hallo :-) Ich bin über Twitter auf deine Seite gekommen, weil ich immer daran interessiert bin, wie andere Leute es wohl schaffen, tatsächlich ein Buch zu Ende zu schreiben. Nachdem ich deine Einleitung gelesen hatte, dachte ich eigentlich, du würdest aktuelle Beiträge schreiben. Also, du würdest gerade tatsächlich ein neues Buch schreiben wollen und schreibst begleitend dazu deine Blogbeiträge. Deswegen war ich erst irritiert, wie stringent dein erster Blogeintrag dann war – ich könnte mir vorstellen, dass die tatsächliche Ideenfindung doch um ein Vielfaches verworrener gewesen ist, oder?

    Nichtsdestotrotz fand ich den Beitrag sehr interessant und bleibe beim Lesen gerne dran. Interessiert wäre ich aber tatsächlich zusätzlich auch an deinen Erinnerungen zu Zeitpunkten, in denen nicht alles glatt lief :-)

    Viele Grüße
    Anne

    1. Post
      Author

      Hallo Anne,

      vielen Dank für deinen Kommentar! Natürlich läuft nicht immer alles glatt. Ich hatte auch schon Projekte, bei denen ich ewig auf Ideensuche war und mir nichts wirklich Gutes einfallen wollte. Allerdings möchte ich ja erklären, wie man ein Buch schreibt und nicht, wie man bereits an der Idee scheitert. ;-) Zudem ist die Grundidee ja erst einmal nur eine kurze Idee und noch lange kein Buch – nicht einmal eine Geschichte. Kompliziert und verworren wird es bei mir noch früh genug. Keine Sorge. ;-)
      Ich nehme mir deine Kritik aber gern zu Herzen und schaue mal, ob ich beim nächsten Beitrag auch etwas mehr auf eintretende Probleme eingehen kann.
      Dass ich parallel dazu kein Buch schreibe, hat diverse Gründe. Unter anderem würde ich es zeitlich gar nicht schaffen, wöchentlich einen neuen Beitrag zu dem zu posten, was ich gerade an meinem Buch erarbeite. Denn einige Arbeitsschritte (Rohfassung schreiben etc.) beanspruchen doch deutlich mehr Zeit als eine Woche.
      Herzliche Grüße

      Dany

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